Sie hält uns aufrecht, trägt einen Großteil unseres Gewichts und ist stabil und beweglich: Unsere Wirbelsäule ist ein anatomischer Geniestreich. Trotzdem klagen immer mehr Menschen über Rückenschmerzen, jeder dritte Deutsche hatte es schon einmal „im Kreuz“. Rückenprobleme gelten mittlerweile als Volkskrankheit Nummer eins. Kein Wunder, denn im Alltag muten wir unserem Rücken viel zu – Übergewicht, langes Sitzen, Bewegungsmangel oder exzessiven Sport. Rückenschmerzen entstehen vor allem durch strapazierte Muskeln und Bänder oder Verschleiß der Wirbelsäule und Bandscheiben. Erfahren Sie mehr zu Ursachen und Therapien.
Pochen, Ziehen, Stechen, Piksen: Rückenschmerzen können sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen. So komplex wie unsere Wirbelsäule selbst sind auch die Ursachen von Schmerzen in dieser Region. Grundsätzlich unterscheidet man nicht-spezifische und spezifische Rückenschmerzen, wobei Erstere häufiger vorkommen.
Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Damit hat die Mehrzahl der Betroffenen zu tun. Bei ihnen lassen sich keine Hinweise auf eine speziell zu behandelnde Ursache feststellen. Das heißt, ihr Rücken leidet unter verspannten, verkürzten und überdehnten Muskeln.
Spezifische Rückenschmerzen haben eine eindeutig feststellbare Ursache. Auslöser können Rückenleiden sowie Erkrankungen anderer Organe sein. Dazu gehören:
Rückenschmerzen sind manchmal auch Kopfsache. Psychische Belastungen können die Beschwerden verursachen, verstärken oder verlängern.
Eine weitere Rolle spielt der zeitliche Verlauf der Rückenschmerzen:
Außerdem werden Rückenschmerzen auch nach ihrer Lokalisation eingeteilt, je nachdem, wo sie auftreten: im oberen, mittleren oder unteren Rücken.
Nicht immer stecken hinter Rückenschmerzen Anzeichen einer mehr oder weniger starken Erkrankung, die einen Arztbesuch erfordert. Oft verbergen sich relativ harmlose Ursachen dahinter, zum Beispiel Muskelverspannungen durch mangelnde Bewegung oder falsche Körperhaltung. Auch Stress und Kummer können Auslöser sein. Zum Arzt sollten Sie gehen, wenn die Rückenschmerzen untypisch sind, länger andauern und stärker werden. Unspezifische und spezifische Rückenschmerzen lassen sich häufig nur schwer unterscheiden. Deshalb sind eine gründliche Untersuchung und die weitere Beobachtung des Schmerzpatienten besonders wichtig, um eine spezifische Ursache feststellen oder ausschließen zu können.
Bei akuten nicht-spezifischen Rückenschmerzen, auch bei einem unkomplizierten Hexenschuss ohne weitere Auffälligkeiten, wird der Arzt einfache, aber meist sehr wirkungsvolle Selbsthilfemaßnahmen empfehlen. Oft genügt eine kurzfristige leichte Schonung. Manchmal geht es allerdings nicht ohne die Einnahme eines Medikamentes. Dann verschreibt die Ärztin oder der Arzt abhängig von der Diagnose entzündungshemmende Medikamente, Schmerzmittel (Analgetika) oder muskelentspannende Medikamente.
Je nach Art und Schwere der Rückenschmerzen kommen unter anderem auch folgende Therapien zum Einsatz:
Bewegung ist das A und O in unserem Alltag. Bleiben Sie möglichst nicht länger als 30 Minuten in derselben Position, vor allem wenn Sie am Schreibtisch sitzen: Stehen Sie immer wieder zwischendurch auf (z.B. auch für Telefonate), lockern Sie die Muskeln, und atmen Sie, indem Sie bewusst Luft holen.
Übergewicht abbauen ist wichtig, damit der Rücken nicht so viel tragen muss. Bewegen Sie sich aber auch dann regelmäßig, wenn Sie nicht abnehmen müssen.
Achten Sie auf richtiges Aufstehen aus der Liege- oder Sitzposition und richtiges Hinsetzen oder Hinlegen: Immer mit aufgerichtetem Becken, also angespannten Bauch- und Beckenbodenmuskeln. Setzen Sie vor allem Arme und Beine zum bewussten Abstützen ein.
Wenn Sie einen Gegenstand vom Boden aufheben möchten, beugen Sie sich mit innerem Halt nach vorne. Versuchen Sie dabei, Lendenwirbelsäule und Becken festzuhalten, indem Sie den Bauch einziehen.
Bei unvermeidlichem Heben: Stemmen Sie möglichst aus der Hocke heraus die Last. Halten Sie dabei das Becken fest und den Rücken gerade und versuchen Sie, den Bauch einzuziehen. Den Gegenstand sollten Sie so nah am Körper wie möglich heben (kurzer Hebelarm). Vermeiden Sie einseitige und zu schwere Lasten.
Ziehen Sie überhaupt so oft wie möglich bewusst den Nabel zur Wirbelsäule, also den Bauch leicht ein (sanfte Bauchpresse). Das stärkt den Transversusmuskel, der wiederum mithilft, die Lendenwirbelsäule festzuhalten.
Und nicht vergessen: Ihre Füße mögen gut sitzende, bequeme Schuhe. Ihre Wirbelsäule fühlt sich damit ebenfalls wohler. Prüfen Sie auch, ob Ihre Matratze Ihr Rückgrat gut aufnimmt und stützt.
Quelle: Wort und Bild Verlag
Bild: Getty Images/ Monty Rakusen
Freitag, 22. Mai 2020