Die wachsende Babykugel bedeutet für die weibliche Haut eine Herausforderung: Vor allem an Bauch und Busen entstehen bei den meisten Schwangeren Deh-nungsstreifen. Ganz verhindern lässt sich das kaum, doch das Ausmaß lässt sich beeinflussen. Wie Dehnungsstreifen entstehen und was man selbst tun kann, um die Haut an den „Problemstellen“ während der Schwangerschaft so gut wie möglich zu stärken und zu entlasten.
Bis zu zwei Liter Blut zusätzlich produziert und befördert der weibliche Körper gegen Ende der Schwangerschaft, zwischen 9 und 20 Kilo nimmt er meist an Gewicht zu. Das Gewichtsplus zeigt sich vor allem am Bauch und an den Brüsten. Dort wird die Haut also extrem gedehnt. Hinzu kommt, dass die Hormone deren Beschaffenheit während der Schwangerschaft verändern, sie wird dünner. Wird das Bindegewebe überdehnt, können die unteren Hautschichten einreißen. Durch die Risse, die dabei entstehen, schimmern die darunter liegenden Blutgefäße. Anfangs erschei-nen Schwangerschaftsstreifen deshalb zunächst rötlich oder bläulich, nach einigen Monaten verblassen sie und werden dünner. Komplett verschwinden sie meist aber nicht mehr.
Bei fast jeder Schwangeren kommt es zu Dehnungsstreifen, es ist kaum möglich, sie ganz zu vermeiden. Zum Teil sind sie erblich bedingt. Frauen, die bereits in der Pubertät damit zu tun hatten, sind in der Schwangerschaft häufig wieder davon betroffen. Wer besonders jung schwanger wird, hat ebenfalls ein erhöhtes Risiko, weil die Haut noch straffer ist und deshalb leichter reißt. Wenn Mehrlinge oder ein sehr großes Kind heranwachsen, ist eine Überdehnung des Bindegewebes ebenfalls wahrscheinlicher. Besteht Übergewicht schon vorher oder liegt eine besonders starke Gewichtszunahme während der Schwangerschaft vor, belastet dies das Hautgewebe über die Maßen.
Während der Schwangerschaft sind Nährstoffe besonders wichtig, wie sie zum Beispiel in Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Fisch enthalten sind. Karotinoide, die in Brokkoli, Karotten und Paprika vorkommen, Vitamin E in Nüssen und Ölen sowie Vitamin C, zum Beispiel in Zitrusfrüchten, unterstützen das Bindegewebe. Flüssigkeit ist der Grundbaustein für die Hautzellen: Viel trinken fördert deshalb die Vitalität der Haut, am besten Wasser, ungesüßten Tee oder stark verdünnte Saftschorlen.
Wird die Haut stärker durchblutet, ist sie besser vor Rissen geschützt. Wer schon vor der Schwangerschaft viel Sport getrieben hat, sollte das Aktivitätsprogramm mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen und entsprechend dem Verlauf der Schwangerschaft dosieren und gestalten. Wer es ruhiger mag, entscheidet sich vielleicht für eine sanfte Yoga-Variante, Walking oder Schwimmen. Das fördert die Durchblutung und stärkt das Bindegewebe. Auch Wechselduschen bringen die Durchblutung der Haut in Schwung: Bauch, Busen, Po und Oberschenkel abwechselnd kalt und warm abbrausen, dabei immer mit kühlem Wasser abschließen. Auch Massagen mit einer weichen Bürste oder einem Luffa-Handschuh festigen die Haut.
Trockene Haut neigt eher zu Einrissen. Deshalb empfiehlt es sich, die Haut regelmäßig mit einem Öl zu versorgen, vor allem an Bauch, Hüfte, Po und Busen. Dafür gibt es spezielle Schwangerschaftsöle, die weder Duft- noch Konservierungsstoffe enthalten. Gut einmassiert, wirken sie besonders intensiv, zum Beispiel mit einer Zupfmassage. Dafür das Hautöl mit kreisenden Bewegungen auf dem Bauch verteilen, dann kleine Hautpartien zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen, leicht nach oben wegzupfen, loslassen. Sanft vom Bauchnabel nach außen bis zum Rippenbogen zupfen. Gegen Ende der Schwangerschaft sollte die Haut allerdings nur noch sanft massiert werden.
Nach dem Entbinden sollte die Pflege der Haut weiter zum täglichen Ritual gehören. Spezielle Narbenöle zur Regeneration von verletztem Hautgewebe enthalten häufig eine Kombination aus Wirkstoffen, etwa Wildrosen-, Avocado- und Johanniskrautöl. Sie sorgen für den Erhalt der natürlichen Elastizität der Haut und halten das vernarbte Gewebe weich und geschmeidig. Der kosmetische Effekt: Auf gepflegter, gut mit Feuchtigkeit versorgter Haut fallen Dehnungsstreifen weniger auf. Bis die Narben tatsächlich weniger deutlich werden, braucht es Geduld.
Wer die kleinen oder auch größeren Risse nach der Schwangerschaft nicht akzeptieren möchte, kann sich bei einem qualifizierten Hautarzt über Behandlungsmöglichkeiten informieren. Mit Methoden wie Lasern oder Needling lässt sich unter Umständen eine gewisse Besserung erreichen. Dringend abzuraten ist von eigenen Behandlungsversuchen: Für das Micro-Needling beispielsweise gibt es zwar Nadelroller für den Hausgebrauch, doch sie sind mit den Geräten für den medizinischen Gebrauch nicht zu vergleichen. Sie erzielen also nicht nur einen viel geringeren Effekt, sondern bergen zugleich das Risiko, die Haut zu verletzen. Das verursacht möglicherweise nicht nur Narben, sondern bedeutet auch eine Infektionsgefahr. Lassen Sie sich bei Ihrer Hautärztin oder Ihrem Hautarzt beraten!
Quelle: Wort und Bild Verlag
Bild: Getty Images/ E+/damircudic
Freitag, 22. Mai 2020