Diabetes mellitus zählt zu den häufigsten Volkskrankheiten und ist der Oberbegriff für hauptsächlich zwei Diabetes-Formen, Typ 1 und Typ 2. Bei beiden Stoffwechsel erkrankungen steigt der Blutzuckerspiegel aus unterschiedlichen Gründen an. Was wir täglich zu uns nehmen, beeinflusst den Blutzucker maßgeblich. Die Ernährung spielt deshalb eine wichtige Rolle beim Umgang mit der Stoffwechselerkrankung.
Wer an einem Typ-2-Diabetes erkrankt ist, leidet an einer Insulinresistenz. Die Zellen des Körpers, vor allem die der Leber und der Muskeln, reagieren nicht mehr richtig auf das Insulin, der Blutzuckerspiegel steigt. Die Folgen sind langfristig ein höheres Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten, Schäden an Organen wie Augen und Nieren und Probleme mit der Durchblutung der Beine und Füße. Starkes Übergewicht, vor allem am Bauch, ist eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Deshalb sind die Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Typ-2-Diabetes darauf ausgerichtet, Übergewicht abzubauen und dadurch die Stoffwechseleinstellung zu verbessern.
Bei dem Typ-1-Diabetes liegt ein absoluter Mangel des körpereigenen Hormons Insulin vor. Meist zeigt sich die Erkrankung bereits im Kindesalter. Ursache ist in der Regel eine Fehlreaktion des Immunsystems, wodurch insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse zugrunde gehen. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel, und die Patienten müssen ihr Leben lang Insulin spritzen. Bei ihnen trägt die richtige Ernährung zwar nicht zu einem Rückgang der Krankheit bei. Doch Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen zwingend wissen, wie viele Kohlenhydrate sie über die Ernährung zu sich nehmen. Nur dann können sie genau berechnen, wie viel Insulin sie zuführen müssen, um zu hohe Werte oder Unterzuckerungen zu vermeiden. Das Gleiche gilt übrigens für alle Typ-2-Diabetiker, die auf Insulin angewiesen sind.
Zur Angabe des Kohlenhydratanteils verwendet man die Einheiten Broteinheit (BE) und Kohlenhydrateinheit (KE). Beide Einheiten können gleichwertig verwendet werden. Eine Brot- oder Kohlenhydrateinheit lässt den Blutzuckerspiegel etwa um 25 bis 40 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) pro BE/KE ansteigen. Der tatsächliche Anstieg ist aber individuell unterschiedlich, er hängt unter anderem von Gewicht, Stresslevel, von der Tageszeit, Bewegung und von der Zusammensetzung einer Mahlzeit ab. Mithilfe von Tabellen oder einem BE/KE-Rechner lässt sich ausrechnen, wie viele Einheiten man mit einer Mahlzeit zu sich nehmen wird.
In puncto Ernährung bei Diabetes gibt es immer noch eine Reihe irrtümlicher Annahmen. Die gute Nachricht deshalb gleich vorweg: Menschen mit Diabetes können prinzipiell alles essen, das gilt sowohl für Typ 1 als auch für Typ 2. Auch Zucker ist nicht tabu, sollte allerdings möglichst wenig gegessen oder getrunken werden. Spezielle Lebensmittel sind nicht nötig, das frühere Etikett „Für Diabetiker geeignet“ auf Lebensmittelpackungen ist deshalb längst nicht mehr zulässig.
Für Menschen mit Diabetes gelten im Großen und Ganzen die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für Gesunde, allerdings ist mehr Achtsamkeit gefragt.
Grundsätzlich gilt: Menschen mit Diabetes sollten sich ausgewogen ernähren und bei Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen auf eine gute Mischung achten. Entscheidend ist vor allem, diese Nährstoffe aus guten Lebensmittelquellen zu beziehen.
Wichtig: Bewegung kann eine gesunde Ernährung unterstützen, weil körperliche Aktivität zusätzliche Kalorien verbrennt. Außerdem bessert Bewegung bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Insulinwirkung: Die Körperzellen sprechen wieder besser auf das Hormon an.
Die richtige Ernährung bei Typ-2-Diabetes ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Damit man nicht die Motivation verliert, bespricht der behandelnde Arzt mit den Patienten einen Essensplan, der persönliche Vorlieben berücksichtigt. Eine medizinische Er-nährungsberatung, zum Beispiel im Rahmen einer Diabetes-Schulung, vermittelt das nötige Wissen für den Alltag. Auch Menschen mit Diabetes Typ 1 lernen im Rahmen einer Schulung, wie sie ihre Ernährung richtig einschätzen und den Be-darf an Broteinheiten (BE) beziehungsweise Kohlenhydrateinheiten (KE) richtig berechnen. Wer das Gefühl hat, die Diabetes-Erkrankung nicht wirklich gut im Griff zu haben, sollte in jedem Fall ein Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin führen.
Quelle: Wort und Bild Verlag
Bild: F1online/Westend61/realitybites
Freitag, 22. Mai 2020